Im Netz von Salafisten: Wie radikale Moslems junge Menschen verführen

Was genau die Religion, die nur ihre Lesart des Korans als Gesetz gelten lässt, Demokratie als Gotteslästerung brandmarkt und in ihrem überaus schlichten Weltbild nur zwischen Hölle und Paradies unterscheidet, für deutsche Jugendliche so attraktiv macht, vermag der folgende Filmbericht letztlich nicht zu klären.
Aber offenbar gibt es unter Teenagern in der zunehmend komplexeren Welt ein wachsendes Bedürfnis nach einfachen Orientierungen, Gemeinschaft und Anerkennung. Ob sie die nun bei Salafisten oder irgendwelchen Neonazis finden, scheint eher zufällig.
Die jungen Aktivisten, die im Film in Fußgängerzonen kostenlos den Koran verteilen, haben kaum mehr als ein paar Schlagworte und die Aufforderung „Lies!“ auf Lager und geraten schnell ins Stammeln, wenn die Autoren ihnen konkrete Fragen stellen.
Ein wenig vermittelt die Reportage allerdings den Eindruck, als hätten die Salafisten nur Zulauf von deutschstämmigen Teenagern.
„Natürlich gewinnen die Salafisten vor allem im Migranten-Milieu viele neue Anhänger unter perspektivlosen Jugendlichen der dritten oder vierten Generation. Aber uns lag daran zu zeigen, dass es nicht mehr nur ein Problem in dieser Bevölkerungsgruppe ist, sondern inzwischen auch deutsche Jugendliche zunehmend gefährdet sind.“
Ein anderer Aspekt, den der Film weitgehend ausblendet, ist das Verhältnis der gemäßigten Muslime zu den Salafisten. Zwar habe man auch in diese Richtung recherchiert, erklärt Eric Beres, und mitbekommen, wie orthodoxe Prediger in die Moscheen zu drängen versuchten, doch letztlich habe man aus Zeitgründen auf diesen Punkt verzichten müssen.
Für das merkwürdige Phänomen, dass Salafisten einerseits gegen so ziemlich alle Errungenschaften der Zivilisation wettern, anderseits aber exzessiv das Internet nutzen und im Film stets die neuesten Handy-Modelle mit sich herumtragen, gibt es laut Beres eine gänzlich schlichte Erklärung:
„Das sehen die keineswegs als Widerspruch. Alles, was hilft, ihre Sicht des Islam zu verbreiten, ist in ihren Augen legitim.“
Film von Eric Beres und Fritz Schmaldienst