United Against Waste ermahnt:
«Alle müssen mithelfen!»

Marcel Hurscheler ist Partner und Geschäftsführer der Foodways Consulting und für die Koordination und Geschäftsführung des Vereins United Against Waste.
Herr Hurschler, Food Waste ist in den letzten Jahren immer aktueller geworden. Wo sehen Sie die grössten Fortschritte, und wo hapert es noch?
Marcel Hurscheler: Im kollektiven Bewusstsein hat in den letzten Jahren ein spürbarer Wandel stattgefunden. Nun sind Lösungen und innovative Ansätze gefragt. Eines unserer Schwerpunktthemen ist die Kommunikation mit dem Gast. Wie können Gastronomen das Thema mit ihren Kunden aufnehmen, ohne diese in ihrer Freiheit zu beschneiden? Darin liegt unsere Herausforderung. Gemeinsam mit den Mitgliedern wollen wir zum Thema Gästekommunikation ein Toolkit konzipieren, welches dann hoffentlich breite Anwendung findet.
Welche Schwierigkeiten in der Kommunikation sind das genau?
Konsumenten sind als Bürger oft empört über die Menge an Lebensmittelabfall und als Konsumenten dann doch sehr anspruchsvoll und verlangen – zum Beispiel – in der Bäckerei vielfältige Angebote bis zum Ladenschluss. Der Bäcker muss in dieser Ambivalenz die optimale Lösung finden zwischen vielfältigem Angebot und sensibler Kundenkommunikation. Ein Lösungsansatz liegt in diesem Fall in der Botschaft „Frisch von gestern“. Wie es die Äss-Bar macht, können auch die Bäckereien selbst ihre Backwaren vom Vortag zu einem reduzierten Preis anbieten, anstatt sie fort zu werfen.
Was halten sie von gesetzlichen Massnahmen, wie sie etwa Frankreich einführt, und der Staat den grösseren Supermärkten verbietet, nicht verkaufte Lebensmittel fort zu werfen?
Das Thema der Lebensmittelabfälle ist rechtlich schwer zu regeln. Es spielen sehr viele Regelwerke aus dem Lebensmittelrecht sowie Handelsusanzen und andere Normen mit. Wir würden es vorziehen mit den Behörden an konkreten Projekten zu arbeiten und die dazugehörigen, bestehenden Gesetze zu analysieren und gegebenenfalls anzupassen. Gerade wurde eine neue Verordnung zur Vermeidung und Entsorgung von Abfällen eingeführt, die solche Kooperationen vorsieht.
Food Waste ist in allen Ländern ein grosses Thema. Gibt es Staaten, die sich in ihrem Engagement besonders positiv hervortun?
Wir sind in der Schweiz mit United Against Waste einer der breitest abgestützten Verbände zu diesem Thema. Natürlich ist das in grösseren Märkten wie Deutschland auch eine entsprechend grössere Aufgabe. Besonders lange ist man im Vereinigten Königreich schon an der Thematik dran. Dort arbeiten Staat und die Wirtschaft eng zusammen. Davon könnten wir in der Schweiz noch etwas lernen. Aber jeder kann mithelfen.
Zum Schluss, was sind die drei wichtigsten Tipps für Privatpersonen, um Food Waste vorzubeugen?
Bestellen Sie im Restaurant kleine Portionen und verlangen Sie eine Mitnahmebox für die Resten. Schöpfen Sie an Buffets lieber mehrmals kleine Portionen. Und für zu Hause kaufen sie mehrmals wöchentlich, dafür etwas weniger ein.