Zahnarztpfusch im Ausland
So sparen Sie Nerven, Zeit und Geld

Zahnbehandlungen im Ausland sind günstig und bei vielen Schweizern beliebt. Was aber, wenn dort aber etwas schief geht? Dann zahlen die Patienten ein teures Lehrgeld – wie die 76-jährige Sonja Strub am eigenen Gebiss erleben musste.
Im Frühjahr 2016 begann für Sonja Strub eine nervenaufreibende Zeit, die sie viel Geld gekostet hat. Ihre Zähne im Oberkiefer machten Probleme und sie suchte nach einer günstigen Behandlungsmöglichkeit. Sie hörte sich um und bekam die Empfehlung für einen Arzt in Rheinfelden, der ihren Bekannten schon oft tadellos die Zähne gebleicht hatte. Zuvor hatte sie sich immer in der Schweiz behandeln lassen, doch da sie wusste, dass ihr ein grösserer und teurer Eingriff bevorstand, machte sie sich auf in das rund 50 Kilometer entfernte Rheinfelden. Eine folgenschwere Entscheidung, wie sich schliesslich herausstellte.
Beim ersten Termin im Februar besprach sie mit dem Arzt die Möglichkeiten, um sie von ihren Zahnproblemen zu erlösen. Implantate kamen nicht infrage und Sonja Strub entschied sich für eine herausnehmbare Prothese. Ihre erste Auslandsbehandlung verlief ganz normal und der Arzt machte einen freundlichen Eindruck – fast schon zu nett und zuvorkommend, wie Sonja Strub im Nachhinein empfand. Im März war es soweit und sie bekam ihre neue Prothese. Für die Behandlung, das Ziehen der Zähne und die Fertigung der Prothese zahlte Sonja Strub EUR 2500.– (umgerechnet etwa CHF 2664.–). Doch ihre Hoffnung, dass damit alles erledigt sein und sie mit dem neuen Gebiss lange Zeit gut zurechtkommen würde, wurde schnell zerstört. Sie merkte bereits kurze Zeit nach Einsetzen der Prothese, dass sie nicht richtig passte. Daraufhin folgten etliche weitere Fahrten nach Deutschland, um das Gebiss anzupassen. Jedoch schleifte der Arzt dabei immer wieder an Strubs vorhandener Teilprothese im Unterkiefer herum, statt an der Oberkieferprothese Anpassungen vorzunehmen. Im Juli unterfütterte der Arzt schlussendlich die neue Prothese, was Sonja Strub wiederum EUR 400.– (umgerechnet etwa CHF 426.–) kostete. Doch damit fingen die Probleme erst richtig an.
Verhängnisvolle Korrektur
Bereits kurze Zeit nach der Anpassung biss sich Strub bei einem ganz normalen Essen ein Loch in die Prothese. Sie war fassungslos: «Eigentlich geht man ja davon aus, dass ein Gebiss mehrere Jahre hält, doch dass es nach so kurzer Zeit kaputt war, geht gar nicht.» Also musste Strub wieder nach Deutschland, was für sie jedes Mal grössten Aufwand bedeutete, da sie jemanden organisieren musste, der sich um ihren pflegebedürftigen Mann kümmert. Sie fühlte sich zunehmend unwohl bei den Arztbesuchen in Deutschland und wurde längst nicht mehr so zuvorkommend behandelt wie noch am Anfang des Jahres. Kurz darauf, bei einem ganz normalen Frühstück, passierte es dann: Die neue Prothese zerbrach in zwei Teile. Das machte Sonja Strub wütend. Als ihr für das Flicken der Prothese im November erneut EUR 250.– (umgerechnet etwa CHF 267.–) in Rechnung gestellt wurden, weigerte sie sich, diesen Betrag zu begleichen. «Ich habe nicht eingesehen, für solch einen Pfusch zu bezahlen.» Als 10 bis 14 Tage später, wieder beim Zmorge, die Prothese erneut zerbrach, war das Mass voll. Diesmal liess Strub das Gebiss in der Schweiz reparieren, was sie natürlich erneut Geld kostete. Nachdem sie den deutschen Arzt mit ihren Problemen konfrontiert hatte, machte dieser ihr einen weiteren Kostenvoranschlag in Höhe von EUR 1800.– (umgerechnet etwa CHF 1919.–) für eine komplett neue Prothese. Darauf ging Sonja Strub jedoch nicht ein.
Rettung Made in Switzerland
Fertig mit den Nerven und todunglücklich über ihre Prothese suchte sie bei einem Zahntechniker aus ihrem Umfeld Rat, und liess sich von ihm eine neue und passende Prothese für CHF 4500.– anfertigen. Der Unterschied zum Gebiss des deutschen Arztes ist frappant. Im direkten Vergleich der beiden Prothesen ist zu sehen, dass das neue Gebiss viel kleiner ist – als wäre es für einen anderen Kiefer angefertigt. Strub konfrontierte den deutschen Arzt daraufhin mit den Vorwürfen, er habe bei der Fertigung der Prothese gepfuscht und sie würde die EUR 250.– für die letzte Reparatur nicht bezahlen, da der Pfusch offensichtlich wäre. Ausserdem forderte sie zumindest die Hälfte des gesamt bezahlten Betrages als Entschädigung. Darauf liess sich der deutsche Arzt jedoch nicht ein und wurde frech. Er habe schliesslich Arbeit mit dem Gebiss gehabt, welche auch entlöhnt werden müsse. Schlussendlich musste Sonja Strub zumindest die EUR 250.– nicht zahlen, was sie jedoch nicht für ihre Strapazen entschädigt. Bis heute hofft Sonja Strub auf eine finanzielle Wiedergutmachung für die völlig verpfuschte Arbeit. Solch eine Auslandsbehandlung sollte also gut überlegt sein, damit man am Ende nicht noch draufzahlt.
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