Die Dickmacher in Lebensmitteln
Zuckertricks der Hersteller entlarvt


Es würde wohl niemand auf die Idee kommen, Heringssalat mit zwei Stücken Würfelzucker anzurichten. Auch Pommes Frittes würden wohl eher ohne Zucker serviert. Die Zeitschrift „Öko-Test“ hat sich verschiedene Fertigprodukte vorgenommen, und die Zucker-Täuschungsmanöver der Hersteller aufgedeckt.
Die empfohlene Tagesdosis Zucker liegt laut WHO derzeit bei 25 Gramm für einen Erwachsenen- das sind rund 8 Stück Würfelzucker. Die EU toleriert allerdings 90 Gramm. Allerdings ist Zucker für die Lebensmittelindustrie ein günstiger Geschmacksträger.
Die Hersteller verschleiern allerdings den Zuckergehalt ihrer Produkte mit dem ein oder anderen Trick. So werden zum Beispiel Zuckerarten aufgeschlüsselt oder als Oligofructose oder Dextrose deklariert.
In allen Lebensmitteln steckt eine Menge Zucker.
So schafft es eine Meica Curry King Currywurst alleine auf fast 100 Prozent der strengeren WHO-Empfehlung; mit einer Flasche Müller Frucht Buttermilch Multi-Vitamin nimmt man sogar sage und schreibe 59,5 Gramm Zucker zu sich.
Die Cornflakes-Anbieter rechnen die Zuckergehalte mit 30-Gramm-Portionen klein. Und, auf der Verpackung der Kellogg’s Frosties wie auf der der Kölln Cerealien Zauberfleks Honig, 30 % weniger süss sprechen die Anbieter mit bunten Comicbildchen Kinder an, berechnen aber die Referenzmengen für einen Erwachsenen.
Die meisten süssenden Zutaten im Test setzt Dr. Oetker ein: In der Dr. Oetker Pizza Tradizionale Speciale stecken mit Dextrose, Laktose, Zucker, Maltodextrin, Gerstenmalzextrakt, Magermilchpulver und Karamell sage und schreibe sieben verschiedene.
So reagierten die Hersteller
Dr. Oetker teilt mit, dass der Anbieter die Rezeptur der Dr. Oetker Pizza Tradizionale Speciale geändert hat. So reduziert sich der Zuckergehalt von bisher deklarierten 5,6 auf 4,7 Prozent. Der Anbieter verzichtet so etwa auf die Zugabe von Laktose, Maltodextrin und Karamell. Immerhin – das ist doch mal ein erster Schritt.
Grundsätzlich sei Pizza allerdings kein Lebenmittel, das „signifikant zur Tagesmenge an Zucker beiträgt“, schreibt der Anbieter und rechnet vor, dass die Pizza „lediglich“ zu 20 Prozent zum Referenzwert der Lebensmittelinformationsverordnung für Erwachsene (90 Gramm!) beitrage.
Die Zuckertricks
- Die Reihenfolge in der Zutatenliste richtet sich nach dem Mengenanteil. Wenn verschiedene Arten von Zucker enthalten sind, zum Beispiel Glukose oder Süssmolkenpulver, erscheinen sie weiter hinten. Den hohen Gesamtzuckergehalt verrät aber die Nährwerttabelle.
- Zucker als „natürliche Süße“ anpreisen: Das klingt gesund. Aber Fruchtzucker (Fruktose) oder Fruchtkonzentrate sind keineswegs gesünder als herkömmlicher Haushaltszucker.
- Zucker als Maltodextrin, Oligofructose oder Dextrose deklarieren: Die Bezeichnungen für verschiedene Zuckerarten sind nicht jedem Verbraucher geläufig. Merktipp: Was auf „-ose“ endet, ist süss.
- Irreführende Hinweise wie „weniger Fett“: Das klingt wie „kalorienarm“. Aber was weniger Fett hat, enthält oft umso mehr Zucker, denn beide sind wesentliche Geschmacksträger. Auch ein Produkt, das als „weniger süss“ beworben wird, kann eine Zuckerbombe sein.
- Winzige Portionsgrößen: Um den Zucker-, Fett oder Salzgehalt pro Portion günstiger aussehen zu lassen, wird einfach auch die Portion kleiner bemessen. Die tatsächlich verzehrte Menge ist oft viel größer.
Bei soviel cleveren Tricks bleibt dem Konsumenten nur eins- aufpassen beim einkaufen, und genau auf die Zutatenliste zu schaun.