Kognitive Dissonanz
Mit guten Vorsätzen zum Erfolg

Sind Sie hochmotiviert mit guten Vorsätzen ins 2019 gestartet? Wie sieht es jetzt im Mai mit Ihren Projekten aus? Sind Sie weiterhin auf Veränderungskurs oder hat der Alltag Sie bereits wieder eingeholt und die guten Vorsätze sind wieder mal auf der Strecke geblieben?
Nicht nur Vorsätze schieben wir entgegen besserem Wissen hinaus – auch andere Vorhaben lassen wir bleiben: LED-Lampen für eine effiziente Beleuchtung werden nach dem Kauf monatelang nicht eingesetzt, der Antrag um zu Ökostrom zu wechseln, liegt unter einem Stapel Dokumenten, Stromsteckleisten mit Schalter müssen erst noch bestellt werden etc. In der Psychologie gibt es dafür den Begriff der «kognitiven Dissonanz»: Damit wird einen als unangenehm empfundener Gefühlszustand bezeichnet, der dadurch entsteht, dass ein Mensch mehrere Einstellungen, Wünsche oder Absichten hat, die nicht miteinander vereinbar sind. Dieses Gefühl kennen wir auch aus dem Alltag: Man sollte weniger fliegen, bucht für die nächsten Ferien aber trotzdem bei einer Airline. Laut Theorie verspüren Menschen Unbehagen, wenn sie sich auf eine Weise verhalten, die nicht zu ihrer Selbstwahrnehmung passt. Wie kann man aus dem Zustand der kognitiven Dissonanz herauskommen? Eine Möglichkeit ist das Verhalten zu ändern.
Günstige Rahmenbedingungen nutzen und schaffen
Grundsätzlich sind unsere (Projekt-)Ziele meist zu ambitioniert, zu vage formuliert und zu wenig verbindlich. Mehr Erfolg versprechen klare und umsetzbare Teilziele, die allen Beteiligten kommuniziert werden. Ebenfalls hilfreich ist es, wenn die Gunst der Stunde von Re-Organisationen genutzt werden kann. Im Zuge von Umstrukturierungen, Personalwechseln oder Umbauten lassen sich Verhaltensänderungen vergleichsweise einfach realisieren. Ein grosser Vorteil, speziell wenn es darum geht die Chef-Etage zu überzeugen, sind positive Sekundäreffekte: beispielsweise lassen sich mit Energiesparmassnahmen gleichzeitig auch die Kosten senken. Muss wenig Aufwand für eine Verbesserung getätigt werden oder erleichtert sie einem den Alltag gar, stehen die Chancen ebenfalls gut: Steht eine Kommode vor dem Heizkörper, braucht es mehr Überwindung, die Temperatur ein paar Grad runter zu drehen, als wenn der Thermostat gut zugänglich ist.
Verhaltensänderungen verbreiten
Den grössten Erfolg versprechen Verhaltensänderungen, wenn mehrere Personen mitziehen. Dies setzt eine verständliche Ansprache der geeigneten Gruppen voraus. Als erstes wählt man am am besten Gruppen oder Abteilungen, die gegenüber Verhaltensänderungen besonders offen sind. Können beliebte, charismatische Personen (sogenannte «Opinion leaders») als Vorreiter gewonnen werden, identifizieren sich auch andere Mitarbeitende mit der Situation und ziehen nach. Prinzipiell verbreiten sich Verhaltensänderungen am besten im persönlichen Kontakt durch Austausch von Erfahrungen und Tipps – schaffen Sie Situationen und Anlässe, die zu solchem Austausch ermuntern und ihn erleichtern.
Selbstverstärkende Prozesse anstossen
Veränderungen brauchen Zeit und können nur in kleinen Schritten erreicht werden. Deshalb sollten Kampagnen flexibel gestaltet werden, sodass einerseits unerwünschte Nebeneffekte ausgebügelt und erwünschte Nebeneffekte genutzt werden können. Ob positiv oder negativ – Erfahrungen sollten nicht kaschiert, sondern aktiv kommuniziert werden. Nicht nur Erfolgserlebnisse wirken motivierend: Rückmeldungen verstärken Lerneffekte, ermöglichen Verhaltensanpassungen und werden oftmals sogar als «Belohnung» per se empfunden. Menschen streben ein möglichst hohes Mass an Kontrolle über ihre Situation an. Dies wird ihnen durch Rückmeldungen erleichtert. Viele gute Neujahrsvorsätze sowie viele Projekte würden zufriedenstellender verlaufen, wenn die oben genannten Erfolgsfaktoren bei der Planung und Formulierung der Teilziele aufgenommen würden. Wichtig ist, die Mitarbeitenden durch klare Kommunikation in den Prozess einzubeziehen. Damit wird ein Multiplikator-Effekt erreicht: durch die Sensibilisierung im Betrieb werden Mitarbeitende auch im privaten Bereich ihr Verhalten anpassen und ihre privaten Neujahrsvorsätze eher erreichen/umsetzen.
Dieser Artikel erschien zuerst in der gemeinsamen Publikation vom Konsumer und dem SKV-Verbandsorgan «Erfolg» (Heft Nr. 2/3 2019). Sponsored by: www.sanu.ch