Die grosse Verschwendung
Jeder Schweizer wirft 300 kg Lebensmittel weg

Eine neue Studie des Bundesamts für Umwelt zeigt auf, wo wie viele Lebensmittelabfälle in der Schweiz anfallen. Pikant: Die grössten Sünder sind die einzelnen Konsumenten mit über 300 kg pro Kopf und Jahr.
Gemäss dem Bundesamt für Umwelt entstehen in der Schweiz 2.3 Millionen Tonnen Lebensmittelabfälle pro Jahr, das ist über 1/3 aller produzierten Lebensmittel von rund 700 Tonnen. Pro Person sind das etwa 300 kg, was der Ernte von 85 Prozent des Schweizer Ackerlandes entspricht. Der Grossteil der Lebensmittelabfälle, rund 61%, stammt aus den Privathaushalten. Aber Industrie und Gastronomie könnten mit effizienterer Technik und Kreativität dem Foodwaste noch stärker entgegenwirken. Denn in der Landwirtschaft entstehen 22% in der Verarbeitungsindustrie an Abfall, 13% in der Gastronomie und 4% bei den Grossverteilern.
75 Prozent wird zu Tierfutter
Der grösste Teil davon wäre gemäss dem Bundesamt für Umwelt vermeidbar. Das bedeutet allerdings nicht, dass diese 2.3 Millionen Tonnen Lebensmittel alle in der Kehrichtverbrennungsanlage enden. Der Hauptanteil (75%) wird an Tiere verfüttert und 20% zu Biogas verwertet oder kompostiert. Nur rund drei Prozent der Abfälle landen am Ende in der Kehrichtverbrennung.
Wo die Abfälle entstehen
In der Lebensmittelverarbeitung gehen jährlich rund 500000 Tonnen Lebensmittel verloren, wobei rund ein Viertel davon Schälabfälle oder Knochen sind. Das BAFU hat zwei Hauptgründe für die Verluste an geniessbaren Lebensmitteln in der Verarbeitung ermittelt: Erstens, der fehlende Absatzmarkt für Nebenprodukte wie Molke oder Kleie und zweitens, der derzeitige Stand der Technik, der für 20% der Abfälle verantwortlich ist. Deswegen kommt das BAFU zum Schluss, dass in der Technik noch grosses Potenzial zur Vermeidung von Lebensmittelabfällen vorhanden ist.
Kosten von einer Milliarde
In der Gastronomie gehen pro Jahr rund 290000 Tonnen Lebensmittel verloren, das entspricht rund 124 Gramm pro Mahlzeit. Etwa 200000 Tonnen der vermeidbaren Abfälle sind auf einen Überschuss der gekochten Waren und Tellerreste zurückzuführen. Warenkosten und Kosten der Entsorgung zusammen ergeben für die Gastronomiebranche einen Schaden von rund einer Milliarde Franken pro Jahr. Im Detailhandel fallen noch einmal rund 100000 Tonnen Lebensmittelabfälle pro Jahr an, die durch Überangebot oder falsche Lagerung entstehen. Schätzungsweise eine halbe Milliarde Franken geht dabei dem Detailhandel verloren, rechnet man die Entsorgung und die Warenkosten zusammen.
Tipp: Interview mit Marcel Hurscheler, Geschäftsführer des Vereins United Against Waste: „Jeder in der Schweiz kann mithelfen!“