Diagnose Krebs
Wie weiter im Arbeitsalltag?

Absenzen in Unternehmen sind ein brisantes Thema. Insbesondere dann, wenn jemand wegen einer Krebsdiagnose von einem Tag auf den anderen ausfällt. Viele Unternehmen sind auf diese Situation nicht vorbereitet. Die Krebsliga unterstützt KMU’s mit spezifischen Angeboten.
Barbara Beringer führt im Sozialbereich ein KMU mit 15 Angestellten. Sie erinnert sich gut an den Tag, als sie die Diagnose Brustkrebs bekam: «Von einem Moment auf den anderen war alles anders.» Die heute 57-jährige konnte hrer Stellvertreterin gerade noch die wichtigsten Dossiers übergeben, anschliessend war sie für längere Zeit abwesend. «Im Nachhinein würde ich Vieles anders machen. Es war nicht optimal, konnte ich meine Mitarbeitenden nicht persönlich über meine Erkrankung informieren. Sie waren betroffen und verunsichert und wussten für eine gewisse Zeit nicht, wie es weitergehen würde. Sicher war es für sie auch schwierig, darüber zu sprechen.»
Obwohl selber nicht betroffen, liegt auch Lucia Kleiner viel an der Thematisierung von Krebserkrankungen am Arbeitsplatz. Sie ist in der Geschäftsleitung einer innovativen Verpackungsfirma im aargauischen Wohlen verantwortlich für die Unternehmenskommunikation. Sie erzählt: «Wenn eine Mitarbeiterin oder ein Mitarbeiter
an Krebs erkrankt und wiederholt bei der Arbeit fehlt, müssen diese Abwesenheiten von anderen aufgefangen werden. Das kann zu Unsicherheiten innerhalb der Belegschaft führen». Der Firma liege viel daran, auch bei schwierigen Themen ihre soziale Verantwortung gegenüber den rund 90 Mitarbeitenden wahrzunehmen. Deshalb machte sie vom Beratungs-Angebot der Krebsliga Gebrauch. Lucia Kleiner möchte diese Erfahrung mit einer externen Beratung nicht missen: «Es macht Sinn eine externe Person hinzuzuziehen. Dies gerade weil Krebs am Arbeitsplatz ein Thema ist, das erstens sehr viele Menschen betrifft und zweitens darüber zu sprechen Vielen schwer fällt.»
HR nimmt zentrale Rolle ein
Eine Krebsdiagnose kann nicht nur für die betroffene Person und ihre Angehörigen ein Schock sein. Auch Vorgesetzte und HR-Verantwortliche sehen sich oft mit zahlreichen Fragen und Unsicherheiten konfrontiert. Dabei nehmen sie eine zentrale Rolle ein, weiss Erika Karlen-Oszlai, Fachspezialistin Krebs und Arbeit bei der Krebsliga: «Mit einer achtsamen und bewussten Begleitung der Mitarbeitenden können sie das Arbeitsklima und den Wiedereingliederungsprozess massgeblich beeinflussen».
Referat hilft Belegschaft weiter
Das Angebot der Krebsliga gestaltete sich für die Verpackungsfirma in Wohlen von Anfang an ideal, erklärt Lucia Kleiner: «Zuerst wurde das Thema in der Gruppe von führenden Mitarbeitenden diskutiert und am Nachmittag folgte ein Referat vor allen Mitarbeitenden.» Dabei sei es wichtig darauf hinzuweisen, dass es bei dem Referat nicht um eine medizinische Aufklärung über die möglichen Krebserkrankungen gehe. Vielmehr geht es darum, unterstützendes Wissen weiterzugeben: Wo können die Mitarbeitenden mehr Informationen bekommen? Welche Institutionen können weiterhelfen?
Auch Barbara Beringer, Geschäftsführerin eines KMU’s, könnte sich vorstellen, dass sie in einer vergleichbaren Situation vom unterstützenden Angebot der Krebsliga Gebrauch machen würde: «Hilfe von aussen kann helfen, die vielen Fragen auf der Sachebene zu reflektieren. Dies könnte sowohl für die Mitarbeitenden im Betrieb wie auch für die Führungsebene und die Stellvertretung der erkrankten Person eine gute Lösung zur Auseinandersetzung sein. Leider haben wir dazumal das Angebot der Krebsliga nicht gekannt.»
Der Weg zurück in die Normalität
Die Krebserkrankung von Barbara Beringer liegt nun gut drei Jahre zurück. Ihrem Vorgesetzten ist sie sehr dankbar, stärkte er ihr während ihrer Abwesenheit den Rücken: «Ich musste nie Angst haben, dass mir gekündigt werden würde. Das gab mir viel Halt und Kraft.» Zudem konnte sie für spezielle Themen die Verantwortung behalten, was ihr eine gewisse Tagestruktur während der Krankheitsphase gab. Wie vor ihrer Erkrankung arbeitet sie jetzt wieder in der Funktion der Geschäftsleiterin. Was bleibt: «Die Krankheit hat mich nicht grundsätzlich verändert. Aber im Berufsleben nehme ich die Dinge ruhiger. Ich leiste weniger Überzeit als vorher und setze die Prioritäten beruflich und privat anders. Gespräche über Tod und Sterben nehme ich gelassener, da ich mich mit den tabuisierten Fragen auseinandergesetzt habe und gegebenenfalls auch eine persönliche Betroffenheit einbringen kann.»
Bei Lucia Kleiner im Betrieb hat die Hilfestellung der Krebsliga den Alltag nicht grundsätzlich verändert, das Thema Krebs sei durch das Referat nicht zu einem alltäglichen geworden. Eine Tabuisierung sei aber definitiv nicht mehr vorhanden. Die Mitarbeitenden wüssten nun, an welche Stellen sie sich bei Unsicherheiten wenden können, und die führenden Mitarbeitenden müssten nicht mehr erst eine Schwelle überwinden, sondern wüssten nun, wie sie auf Betroffene zugehen können.
Dieser Artikel erschien zuerst in der gemeinsamen Publikation vom Konsumer und dem SKV-Verbandsorgan «Erfolg» (Heft Nr. 6/8 2019). Sponsored by: www.krebsliga.ch