Diagnose Burnout
Irgendwann kommt der Gedanke an den Suizid

Konsumer-Leser N.K. (Name geändert) war acht Wochen lang in der Privatklinik Hohenegg in Meilen wegen einem Burnout stationiert. Ein Erfahrungsbericht.
Ich, 60-jährig, in der hektischen Bankenbranche tätig, war wegen eines Burnouts während acht Wochen Patient in der Privatklinik Hohenegg am Zürichsee in Meilen, die insbesondere spezialisiert ist auf Menschen, die an Depressionen und Burnouts leiden – oder auch ganz allgemein in eine Sinnkrise des Lebens geraten sind. Sinn und Zweck eines solchen Aufenthaltes ist es, wie man – zurück im Alltag – sein Leben sinnvoll und neu strukturiert, damit man nicht wieder in ein psychologisches Tief abdriftet oder in alte Muster verfällt. Solche Rückfälle sind dann oft prompt der erneute Auslöser solcher Krisen. In die Hohenegg zu gehen, war eine meiner besten Entscheidungen, die ich in meinem Leben getroffen habe, denn die intensive Zeit hat mir unheimlich viel gebracht und geholfen, wieder ganz auf die Beine zu kommen.
Die vielfältigen Therapien, die mir angeboten wurden, wie Sitzungen mit Psychologen und Ärzten, Seminare, beispielsweise mit den Themen Depression und Burnout, sowie wie Shiatsu, Meditation im Raum der Stille oder körperliche Betätigungen wie Nordicwalking, Poweryoga etc., haben mich psychisch und physisch wieder gestärkt und gefestigt.
Ich habe auch wieder gelernt, mit meinem Körper umzugehen und ihn wieder zu spüren, was mir in der Hektik des täglichen Berufslebens abhandengekommen war. Ein Fitnessraum stand ebenfalls rund um die Uhr zur freien Verfügung, den ich ebenfalls so viel wie möglich nutzte. Ein wesentlicher Beitrag zu meiner Genesung haben jedoch insbesondere die sozialen Kontakte zu seinen Mitpatienten geleistet, zu denen ich auch seit meinem Austritt aus der Klinik noch Kontakt pflege. Wir waren untereinander sehr transparent, authentisch und schilderten unsere Probleme ohne jegliche Hemmungen und Schamgefühle.
Wir unterhielten uns teilweise auf ausgedehnten Spaziergängen in der herrlichen Umgebung der Hohenegg, wo wir unsere Köpfe so richtig auslüften und zu uns selbst finden konnten. In den Gesprächen mit Mitpatienten und den Psychologen wird ganz gezielt das eigene Leben, von Kindheit an, aufgearbeitet, um herauszufinden, wo die Ursachen einer solchen Erkrankung, sei es eben ein Burnout, eine Depression oder einer Lebenskrise schlechthin, tatsächlich liegen könnten. Bei mir hat sich dann schnell die Analyse ergeben, dass vor allem der tägliche Stress bei der Arbeit zu einer psychischen Erschöpfung geführt hat, was auch teilweise mit Mobbing am Arbeitsplatz zu tun hatte. Der Akku war, wie man so schön sagt, leer, worauf ich umgehend krankgeschrieben wurde.
Das Burnout verursachte bei mir das sogenannte Hyperventilieren, das Sauerstoffmangel gepaart mit Atemnot, Druck auf Brust und Kopf auslöste, was schliesslich zu sogenannten Panikattacken führte, die in mir eine Angst auslösten, die ich zuvor noch nie so verspürt, geschweige denn gekannt hatte. In der Hohenegg wurde ich auch mit schweren Einzelschicksalen konfrontiert. Es gab junge Menschen, sowohl Frauen, Männer als auch Jugendliche, die schon mehrmals in der Hohenegg behandelt wurden, weil sie mit schwersten Depressionen zu kämpfen haben.
Der Suizid war bei einigen eine latente Gefahr. Ein junger Mitpatient hat mir einmal bei einer Unterhaltung anvertraut, dass er eigentlich jeden Abend vor dem Einschlafen daran denkt und auch in Erwägung zieht, sich das Leben zu nehmen und er Versuche dieser Art schon hinter sich habe. Heute ist er, glücklicherweise auf einem guten Weg, seine psychischen Probleme zu bewältigen – dank seiner Eigeninitiative und einer Tagesklinik, in der er sich nach der Hohenegg weiter therapieren lässt. Das ist nämlich für jeden Patienten ebenfalls eine Option, die einem nach dem Austritt empfohlen und von vielen auch genutzt wird.
Auch Promis bleiben nicht verschont
«Burnout? Für mich nie ein Thema, bis es mich selber erwischt hat!» Am 13. September 2012 teilte SVP-Nationalrätin Nathalie Rickli mit, dass sie an einem Burnout leide und deswegen an der laufenden Herbstsession des Nationalrats nicht teilnehme. Sie begab sich in eine psychiatrische Klinik und stieg im Frühling 2013 wieder in die Politik ein. Die Zürcherin sagte danach: «Ich werde in Zukunft viel besser auf mich achten.» Das sollten auch Superstar Robbie Williams, Schauspielerin Reneé Zellweger, TV-Koch Tim Mälzer oder Hollywood-Strahlemann Owen Wilson tun, um nur einige zu nennen. Sie alle haben ein Burnout hinter sich. Der Erfolg kann eben auch müde machen.