Vermögenswerte und Verbindlichkeiten
So kontrollieren Sie Ihren Geldfluss

Wir wollen lernen, warum wir als Menschen einerseits harmoniesüchtig, anderseits kontrollwütig sind und warum wir die meiste Zeit auf «Autopilot» laufen. Ohne Schubladendenken und Vorurteile würden wir nicht durchs Leben kommen. Wir bewerten Dinge nicht nach einem absoluten (objektiven), sondern nach einem relativen (subjektiven) Massstab. Eine Auswirkung dieser Denke: Wir bewerten Verluste und Gewinne in identischer Höhe vollkommen unterschiedlich.
Was ist ein Vermögenswert?
Haus, Auto, Sparkonto, Aktiendepot. Sind dies Vermögenswerte oder Verbindlichkeiten? Wer diese zwei Zustände munter durcheinanderwürfelt, nur weil beide mit einem V anfangen, wird nie Erfolg bei der Geldanlage haben. Investieren können Sie nur in Vermögenswerte. Geld, das in Verbindlichkeiten fiesst, ist Konsum. Ein Vermögenswert ist eine Geldquelle. Er bringt Geld in die Kasse (Cashflow positiv, also Geldfluss hin zum eigenen Portemonnaie). Zu den Vermögenswerten gehören auch Unternehmen und unternehmerische Beteiligungen, aber auch eine Webseite, unsere Marken, geistiges Eigentum oder Patenten. Alles Werte, welche mehr einbringen als sie kosten.
Was sind Verbindlichkeiten?
Schulden, eine selbst genutzte Immobilie, ein Auto, ein Urlaub, eine Einbauküche oder andere Konsumgüter. Wieso ist eine selbst genutzte Immobilie kein Vermögenswert, obwohl mein Banker und meine Freunde dies sagen? Das macht nichts, eine selbst genutzte Immobilie ist und bleibt eine Verbindlichkeit. Oder werden Sie dafür bezahlt, in Ihrem Haus zu wohnen? Das Argument «aber ich spare die Miete» zählt nicht. Es geht nicht darum, welche Nebeneffekte man erzielt, sondern darum, ob man am Ende des Monats mehr oder weniger in der Tasche hat. Eine selbst genutzte Immobilie generiert keine Einkünfte, sondern produziert nur Kosten. Auch ein Auto wird ernsthaft niemand als Vermögenswert bezeichnen mit dem Argument «aber da spar ich mir die Taxikosten». Nur weil ein Auto weniger Kosten verursacht als ein Taxi, bedeutet das noch lange nicht, dass ein Auto ein Vermögenswert ist. Sonst würde der Gesetzgeber nicht zulassen, dass man den Wert eines Firmenwagens binnen sechs Jahren auf null abschreiben kann.
Was bedeutet investieren?
Wikipedia definiert das Wort Investition wie folgt: Investition, auch Kapitalanlage, ist in der Finanzplanung die Verwendung finanzieller Mittel, um damit Vermögen durch Erträge zu vermehren. Noch einfacher ausgedrückt: Man investiert, wenn man seine Fränkli losschickt, um neue Fränkli herbeizuschaffen. Nach dieser Definition ist eine monatliche Einzahlung in einen Sparplan eine Investition. Der Erwerb von Möbeln, elektronischen Geräten, Autos und selbst bewohnten Immobilien ist keine Investition, sondern Konsum. Um investieren zu können, muss auf kurzfristen Konsum verzichtet werden. Ergo: Wir verzichten auf eine Freude heute, damit wir die doppelte übermorgen bekommen. Das Wort Konsum hat seine Wurzeln im lateinischen consumere: verbrauchen. Konsumgüter sind also Dinge, die sich abnutzen und verbrauchen. Elektronische Geräte wie Smartphones und Laptops sind notorisch bekannt für ihren Wertverlust innert zwei Jahren. Und wer mit einem Neuwagen vom Händler wegfährt, hat binnen Minuten ein kleines Vermögen vernichtet.
Was ist eine Rendite?
Wenn man sich im Internet umschaut, bekommt man verschiedene Definitionen geliefert. Die Rendite gibt jedenfalls das Verhältnis der Auszahlungen zu den Einzahlungen einer Geld-, beziehungsweise Kapitalanlage an. Rendite bezeichnet im Gegensatz zum Zins den Erfolg einer direkten Beteiligung in Form von Kapital, Arbeit, Immobilie und/oder Rohstoffen am Ende einer Wertschöpfungskette. Die Rendite soll erkennbar machen, wie gut sich ein früher angelegter Geldbetrag entwickelt hat. Entscheidend ist, was hinten rauskommt. Das Problem mit der Rendite ist, dass sie nicht scharf definiert ist. Es existieren verschiedene Arten von Renditen. Zinsen sind sicherlich eine Form von Rendite, aber Kurssteigerungen von Aktien auch, und wer Schulden tilgt, erzielt auch eine Rendite. Wir müssen die Renditesachen verstehen, denn die Rendite ist unser Kompass in den Untiefen des Investierens. Stimmt die Rendite nicht, ist unserGeld in Gefahr. Die Rendite ist unser Erfolgs und Vergleichsmassstab.
Dieser Artikel erschien zuerst in der gemeinsamen Publikation vom Konsumer und dem SKV-Verbandsorgan «Erfolg» (Heft Nr. 2/3 2019). Sponsored by: www.meinJurist.ch