Witzige Nummernschilder
Millionen-Geschäft rund um ein Stück Blech

Wer in der Schweiz mit seinem Nummernschild Aufmerksamkeit erregen will, muss auf ein «Erbe» hoffen oder viel Geld in die Hand nehmen. Da haben es unsere nördlichen Nachbarn besser.
Sind wir doch einmal ehrlich: Für viele ist das Auto ein Statussymbol. Doch wie hebt man sich von der Masse ab, wenn man sich keinen Porsche GTX leisten kann? Mit dem Nummernschild. Der eine Weg: Sobald die Eltern sagen, dass sie nicht mehr hinters Steuer wollen, scharen die Nachkommen mit den Hufen. Weil das Kennzeichen meist niedrig ist und wohl vererbt wird. Andere in der Schweiz entziehen sich dem und ersteigern sich teure Schilder, wie das VS1, das für 160’100 Schweizer Franken vom Unternehmer Otto Ruppen aus Protest gegen die Kantonsbehörden gekauft wurde.
Die Deutschen haben es besser: Sie dürfen auf ihrem Schild für eine geringe Zusatzgebühr auf 520 mal 110 Millimeter Platz für ein persönliches Statement, Aufregung und auch Aufsehen sorgen. Je nach Bundesland sind dabei den Fantasien keine Grenzen gesetzt. Eher stier sind die Namenskürzel. In Gelsenkirchen hingegen können sich die Besitzer von aufgemotzten Autos das Kennzeichen GE-IL aufschrauben. Für Kleingeister gibt es die Kombinationen S-AU in Stuttgart, BÖ-SE in Börde oder KILL in Kiel. Wem die deutsche Sprache zu begrenzt ist, kann seine Karre je nach Gegend auch mit G-AY, CO-CK schmücken. Natürlich darf das S-EX 69 nicht fehlen. Kein Witz: Wer in Augsburg einem Krankenwagen entgegenfährt, könnte sich das Schild A-UA oder in Helmstedt den Abschleppdienst mit Kürzel HE-LP notieren. In Aachen zeigt die Polizei mit AC-BC («All Cops are Bastards») Sinn für Humor.
Welche Freude bleibt uns Schweizern bei all diesem Schabernack? Fakt ist, dass die hinzugezogenen Deutschen meist eine hohe, sechsstellige Nummer kriegen. Es sei denn, sie haben ein dickes Portemonnaie.
Wahnsinn: Über 14 Mio Dollar für ein Stück Blech
Horrende 160’100 Schweizer Franken hat im März der Walliser Unternehmer Otto Ruppen für das Nummernschild VS1 bezahlt – die neue Rekordsumme in der Schweiz. Zuvor war SG1 aus dem Jahre 2015 Spitzenreiter. Das dicke Geschäft mit den Autonummern. Spannend dabei ist, dass die Blechdinger nicht überall für viel Geld über den Ladentisch gehen. In Zürich und Zug sind die mit der 1 einer Autogarage zugeteilt. In Bern, Genf und Freiburg kurven Taxis damit herum. Im Aargau hat sich die Kantonspolizei das privilegierte Objekt gesichert. Doch im internationalen Vergleich sind wir Bettler. So zahlte der Saudi Saeed Abdul Ghaffar Khori für die Nr. 1 der Arabischen Emirate 14,2 Mio. Dollar: «Als Mann muss man überall die Nummer 1 sein.»