«Ich muss mal!»
Apps führen zum nächsten WC

Wer kennt das nicht: Man befindet sich gerade irgendwo, wo man sich nicht auskennt, und plötzlich drückt die Blase – was tun?
Der Homo Sapiens verbringt hierzulande durchschnittlich rund 230 Tage seines Lebens auf dem WC. Den grössten Teil dieser Zeit sitzen wir zuhause auf dem Thron. In der freien Wildbahn hingegen muss eine Toilette erst einmal gefunden werden. Digitalisierung sei Dank, gibt es doch für dieses Problem inzwischen verschiedene Apps. So zeigt einem dank Navi der «WC Finder» der Stadt Zürich an, wo sich die nächstgelegenen öffentlichen Örtchen befinden. Ganz ähnlich funktioniert der «WC-Guide», den 2011 Corinne Grond und Adriano Brun aus eigener Initiative heraus lanciert haben – für die ganze Schweiz. Ein Grossteil der Einträge stammt von den Nutzern und Nutzerinnen selbst. Neben den geografischen Daten enthalten die Apps noch verschiedene weitere Informationen zu den Toiletten: ob sie zum Beispiel rollstuhlgängig sind oder einen Wickeltisch haben.
Wie ernst die sanitäre Versorgung genommen wird, zeigt sich im Fall Zürichs am «Masterplan ZüriWC». Die aktuelle Version stammt aus dem Jahr 2015, umfasst stolze 270 Seiten und enthält die strategischen Ziele, Informationen zu den Planungsprozessen für neue Bauvorhaben, Standort und Objektanalysen sowie Baurichtlinien. So erfährt die Leserschaft unter anderem, wie oft die einzelnen öffentlichen Toiletten täglich benutzt werden.
Doch hat man einmal sein Smartphone nicht zur Hand und kein öffentliches WC befindet sich in Sichtweite, muss man auf alternative Strategien zurückgreifen. Die Unattraktivste besteht darin, sich unter freiem Himmel an irgendeiner Häuserwand zu erleichtern – davon ist ausdrücklich abzuraten. Besser weicht man auf eine der zahlreichen WC’s aus, die von Gastronomiebetrieben oder Einkaufszentren geführt werden. Insbesondere in der Stadt lässt sich schnell auch ohne App ein Örtchen finden.
Trotz App und Masterplan werden diese Toiletten weiterhin regelmässig von nichtkonsumierenden Kunden benutzt. Die Gastronomiebetreiber gehen damit unterschiedlich um. Im Cafe Casablanca an der Langstrasse regt man sich nicht auf. WC-Gäste werden in der Regel geduldet.