Stiftung Warentest
So werden Produkte getestet


Jeder Käufer eines Produkts kennt ein Problem- was taugt das Produkt? wie gut- oder wie schlecht ist es. Um Konsumenten die Entscheidung zu erleichtern, wurden vor über 50 Jahren die ersten Schritte in Richtung Warentests unternommen.
Mittlerweile sind Warentests etabliert und sehr viele Käufer verlassen sich auf die Testergebnisse der meist unabhängigen Prüfinstitute. Wir wollten wissen wie Produkt-Tests durchgeführt werden und wandten uns deshalb mit unseren Fragen an erfahrene Tester: Die Stiftung Warentest.
Wie Christina Graf von der Stiftung Warentest dem Konsumentendienst in einem Interview erläuterte, prüft die Stiftung jährlich rund 2’000 Produkte in rund 100 Warentests. Dazu kommen Dienstleistungsuntersuchungen, Schnelltests, Marktübersichten und untersuchungsgestützte Reports. Die Testergebnisse sind meist auch für die Schweiz geeignet.
Frau Graf, welche Waren und Dienstleistungen werden getestet um dem Konsumenten möglichst viel Hilfe für den Alltag zu geben?
„Die Themenpalette ist breit- von Fernsehern über Olivenöl bis hin zu Riester-Versicherungen- und hat das Kuratorium den Themenvorschlag nicht abgelehnt, setzen sich Redakteur, Wissenschaftler und Marktanalytiker zusammen und planen den Test.“
Doch wie kommt die Stiftung Warentest zu ihren Testideen und wie wählt sie Themen aus?
„Sehr wichtig für die Themenauswahl sind die Rückmeldungen der Leserinnen und Leser und der Internetnutzer.“
Welche Themen fragen sie nach? Wie oft werden bestimmte Artikel im Internet aufgerufen? Welche Tests werden beim Leserservice und den Beratungsstellen für Konsumenten vorgeschlagen?
„Für die Auswahl der konkreten Produkte spielen die ermittelten Marktzahlen eine große Rolle. Je häufiger ein Produkt verkauft wird, desto eher wird es in einen Test einbezogen. Die marktführenden Produkte sind in der Regel immer dabei. Aber auch technische Neuheiten werden bevorzugt ausgewählt, so gab es zu den ersten 30- und gebogenen (,,Curved“) Fernsehern schnell Testergebnisse. Aber auch der Anteil an Bio- und fair gehandelten Produkten im Testfeld ist meist etwas höher als deren tatsächliche Marktbedeutung, da die Stiftung dazu viele Nachfragen erreichen. Gerade in Warentests ist die Anzahl der Testplätze begrenzt; deshalb können regionale Produkte oder solche von kleineren Herstellern häufig nicht berücksichtigt werden. Anders sieht die Situation bei vielen Finanzdienstleistungen aus: Hier wird häufig eine sogenannte Vollerhebung durchgeführt. Das heisst, dass alle auf dem Markt angebotenen Produkte (z. B. Investmentfonds oder Krankenversicherungen) in den Test einbezogen werden. Teilweise werden allerdings „Eingangshürden“ definiert, zum Beispiel ein Mindestleistungsumfang bei einer privaten Krankenversicherung.“
Frau Graf, üben Unternehmen Einfluss auf die Produktwahl aus?
„Hersteller und Anbieter können weder ein bestimmtes Testthema bestellen noch bestimmen, welche Produkte in einen Test einbezogen werden. Die Mitglieder des Kuratoriums können natürlich genauso wie jeder Verbraucher und jeder Hersteller Testvorschläge machen. Niemand kann aber die Stiftung Warentest beauftragen, eine bestimmte Produktgruppe oder ein bestimmtes Produkt zu testen. Der Aufwand eines Waren- oder Dienstleistungstests ist enorm. Ehe das von Verbrauchern geschätzte und von Anbietern gefürchtete Qualitätsurteil der Stiftung Warentest erscheint, vergehen einige Monate. Die Ergebnisse werden jedes Jahr in fast 8 Millionen Heften veröffentlicht und vergeben die Qualitätsurteile – von „Sehr gut“ bis „Mangelhaft“.
Eine Frage zum Schluss- können Sie uns sagen, welche Labors und Institute die Produkte prüfen?
„Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass wir Ihnen die Prüfinstitute nicht nennen- es ist geheim: Denn die Institute sollen ihre Testarbeit machen, ohne von den Anbietern beeinflusst zu werden. Die Produktuntersuchungen finden in unabhängigen Laboren statt, die von uns beauftragt werden.
Vielen Dank Frau Graf, für dieses Interview.