Heuschnupfen
Wenn Sie von Pollen gequält sind


Pollenallergiker freuen sich nicht am Frühlingserwachen. Gemäss dem Allergiezentrum Schweiz sind hierzulande 15 bis 20 Prozent der Bevölkerung von einer Pollenallergie betroffen.
Der Heuschnupfen (Pollenallergie, Pollinosis) ist eine allergische Erkrankung, die durch eine Überempfindlichkeit des Abwehrsystems gegenüber Blütenpollen oder Pilzsporen (Allergene) hervorgerufen wird.
Heuschnupfen tritt meist zu bestimmten Jahreszeiten auf, den typischen Pollenflugzeiten im Frühjahr und Sommer. Viele Betroffene sind gegen unterschiedliche Pollen allergisch. Zudem können einzelne Pflanzenarten schon im Februar oder bis in den Herbst hinein blühen, sodass manche Menschen unter Umständen fast ganzjährig vom Heuschupfen betroffen sind.
Jede Pollenart fliegt nur in bestimmten Monaten durch die Luft, dementsprechend treten die durch sie ausgelösten allergischen Reaktionen nur in dieser Zeit auf.
Die Symptome des Heuschnupfens können aber nicht nur durch Pollen, sondern zum Beispiel auch bei Kontakt mit Tieren, Hausstaubmilben, bestimmten Nahrungsbestandteilen oder Stäuben am Arbeitsplatz auftreten. Allergischen Schnupfen, der nicht nur durch Pollen ausgelöst wird, nennt man allergische Rhinitis.
Wie verbreitet ist Heuschnupfen?
Der Heuschnupfen ist nicht selten: Schätzungen zufolge hat jeder vierte bis fünfte Erwachsene diese Allergieform. Auch Kinder und Jugendliche sind betroffen. Bei den Kleinkindern sind es etwa zehn bis 20 Prozent und bei den Teenagern 15 bis 30 Prozent. Künftig wird die Zahl der Heuschnupfenpatienten sogar noch weiter zunehmen, vermuten Experten.
Häufig sind Allergiker nicht nur gegen eine oder mehrere Pollenarten sensibilisiert, sondern reagieren zugleich überempfindlich auf pflanzliche Nahrungsmittel. Dieses Phänomen nennt man Kreuzallergie. Viele Betroffene mit Heuschnupfen zeigen beispielsweise aufgrund einer Hasel-, Erlen- oder Birkenpollenallergie auch allergische Reaktionen beim Verzehr von Haselnüssen und Äpfeln.
Wie äußert sich Heuschnupfen?
Die Krankheit manifestiert sich vor allem an den Schleimhäuten von Nase, Rachen und Augen. Typische Symptome sind daher: Nasenlaufen (wässriges Sekret), Niesanfälle, Behinderung der Nasenatmung, tränende, gerötete, brennende oder juckende Augen, angeschwollene Augenlider sowie Jucken und Kitzeln im gesamten Nasen-Rachen-Bereich.
Häufige Allgemeinsymptome sind Abgeschlagenheit, Müdigkeit, Konzentrationsschwierigkeiten und Kopfschmerzen. Daneben sind auch Beschwerden im Magen-Darm-Bereich wie Blähungen oder Durchfälle möglich. Diese treten vor allem dann auf, wenn Pollen verschluckt werden.
Bei etwa 30 bis 40 Prozent der Betroffenen, so schätzen Fachleute, entsteht im Verlauf ein allergisches Asthma, das durch Symptome wie Husten, Luftnot oder Atemgeräusche charakterisiert ist.
Wie wird Heuschnupfen behandelt?
Prinzipiell sollten Patienten mit allergischen Erkrankungen die auslösenden Stoffe meiden. Besonders bei Heuschnupfen und Hausstauballergien ist das aber nur schwer möglich. Eine große Rolle bei der Therapie spielen Medikamente, die die überschießende Abwehrreaktion eindämmen sollen.
Die meisten Medikamente blockieren die Freisetzung des Hauptbotenstoffs allergischer Reaktionen, das Histamin, das für Rötung, Schwellung und Juckreiz verantwortlich ist. Auf diese Weise verschaffen Antihistaminika Linderung.
Andere Arzneimittel sind Kortison und die Cromoglicinsäure, die zur Wirkstoffgruppe der Cromonen gehört. Im akuten Anfall helfen Cromone jedoch nicht. Das Arzneimittel wirkt nur vorbeugend und sollte deshalb regelmäßig angewendet werden.
Außerdem wird auch mit nasalem Ipratropiumbromid und mit oralen Leukotrienrezeptor-Antagonisten (LTR) sowie mit der allergenspezifischen Immuntherapie behandelt. Daneben können Inhalationen mit salzhaltigem Wasser die allergischen Reaktionen abschwächen. Besteht bereits ein Asthma bronchiale, ist dieses entsprechend zu behandeln. Welche Möglichkeiten der Behandlung infrage kommen, wird der Arzt zusammen mit dem Betroffenen individuell klären.
Hinweis zur korrekten Anwendung von Nasensprays
Um ein Nasenspray korrekt anzuwenden, beachten Sie bitte Folgendes:
- Sprühflasche gut schütteln
- Kopf nach vorne neigen, d.h. nach unten zu den Füßen blicken
- Für das linke Nasenloch die Sprühflasche in die rechte Hand nehmen und die Spitze der Sprühflasche in das linke Nasenloch einführen und gegen die Seite der Nasenwand sprühen; für das rechte Nasenloch umgekehrt.
- Beim Sprühen nicht gleichzeitig intensiv Einziehen.
Behandlung mit Kortison- Intranasales Kortison
Intranasales Kortison, zum Beispiel Beclometason, Fluticason, Mometason und andere, wird bei Erwachsenen und Kindern mit Heuschnupfen empfohlen. Es ist wirkungsvoller als H1-Antihistaminika (Tabletten) und Leukotrienrezeptor-Antagonisten (LTR, siehe unten).
Als Nebenwirkungen wurden Nasenbluten, Kopfschmerzen, Geschmacksveränderung und eine Pharyngitis beschrieben. Systemische Nebenwirkungen, also Nebenwirkungen, die den gesamten Organismus betreffen, treten nicht auf. Das liegt daran, dass der über die Nasenschleimhäute aufgenommenen Wirkstoff nur zu einem geringen Anteil unverändert im Körperkreislauf zur Verfügung steht. Der Fachmann spricht von einer geringen „systemischen Bioverfügbarkeit“ des intranasalen Kortisons.
Systemisches Kortison (Kortisontabletten)
Patienten mit allergischen Schnupfen, deren mäßige oder starke nasale und/oder konjunktivale Beschwerden nicht durch andere Medikamente kontrolliert werden können, wird eine kurze Anwendung von bis maximal sieben Tagen von Kortisontabletten empfohlen. Sie sollten aber niemals als erstes Medikament zur Behandlung eines Heuschnupfens eingesetzt werden. Auch für Kinder, Schwangere und Patienten mit bekannten Kontraindikationen sollten sie nicht benutzt werden.
Intramuskuläre Anwendung von Kortison
Kortison sollte intramuskulär zur Behandlung von Heuschnupfen in keinem Lebensalter erfolgen, da die Gefahr schwerer Nebenwirkungen deutlich größer ist als die möglichen Auswirkungen von Heuschnupfen.
Allergenspezifische Immuntherapie
Die allergenspezifische Immuntherapie, auch als spezifische Immuntherapie (SIT), Hypo- oder (früher) Desensibilisierung bekannt, spielt eine wichtige Rolle in der Therapie des Heuschnupfens und anderer Formen des allergischen Schnupfens. Sie ist die einzige Therapieform, die langfristig den Verlauf des Heuschnupfens positiv beeinflusst.
Die Therapie besteht darin, die körpereigene Abwehr an das Allergen zu gewöhnen, um sie so abzuschwächen. Unabdingbare Voraussetzung für die erfolgreiche Hyposensibilisierung ist, dass man die Stoffe kennt, die eine allergische Reaktion hervorrufen.
Die Therapie ist in zwei Formen der Anwendung bekannt:
als sogenannte subkutane Immuntherapie (SCIT) oder
als sublinguale Immuntherapie (SLIT).
Bei der SCIT wird der Allergenextrakt in kleinen und meist steigenden Mengen oder Konzentrationen unter die Haut gespritzt, bei der SLIT unter die Zunge oder hinter die Unterlippe als Tropfen oder Tablette gegeben.
Die SCIT und die SLIT haben ihre Vorzüge und Nachteile, es bleibt eine individuelle Entscheidung, welche Form bei welchem Patienten zur Anwendung kommen sollte.
- Beide Verfahren haben gleiche oder ähnliche Erfolge:
- Reduziert die Symptome und die notwendige Begleitmedikation
- Verringert das Risiko, dass sich im Kindesalter aus dem Heuschnupfen ein Asthma entwickelt
- Verringert die Wahrscheinlichkeit der Entwicklung einer Allergie gegen andere Allergene
- Verbessert die Lebensqualität des Behandelten
Die Behandlung erfordert Geduld, denn der Prozess der Hyposensibilisierung kann sich über mehrere (maximal drei) Jahre hinweg ziehen.
Nebenwirkungen der Hyposensibilisierung reichen von leichten allergischen Reaktionen an der Einstichstelle bis – im seltenen Ausnahmefall – zu einer gefährlichen allergischen Reaktion des gesamten Körpers. Daher muss der Patient nach einer Injektion zur Sicherheit noch eine halbe Stunde in der Praxis bleiben.
Bei einer sublingualen Immuntherapie muss der Patient die erste Dosis unter Aufsicht eines allergologisch erfahrenen Arztes anwenden. Sind keine Nebenwirkungen zu beobachten, geht man davon aus, dass er die Behandlung gut verträgt. Er kann sie dann selbstständig fortführen.
Worauf ist bei Heuschnupfen zu achten?
Folgende Tipps können helfen, auch als Allergiker gesund durch den Alltag zu kommen:
- Die Pollenflugvorhersage (Rundfunk, Telefondienste) nutzen.
- Pollenflugkalender oder die TK-AllergieApp „Husteblume“ informieren über die jeweiligen Flugzeiten der verschiedenen Pollenarten.
- Die Wohnung während der Pollenflugzeit nur morgens (in der Stadt) oder abends (auf dem Land) lüften.
- Freizeitaktivitäten mit Bedacht planen: Auf dem Land ist die Belastung durch Pollen am frühen Morgen am größten, in der Stadt dagegen am Abend.
- Möbel häufig mit einem feuchten Tuch abwischen.
- Wäsche nicht im Freien trocknen.
- Möglichst häufig die Bettwäsche wechseln.
- Während des Autofahrens Fenster schließen und Lüftung ausschalten; spezielle Pollen-Luftfilter einbauen und diese regelmäßig erneuern. Auch im Zug die Fenster geschlossen halten.
- Abends die Haare waschen oder kräftig bürsten, damit Pollen nicht ins Bett gelangen.
- Lassen Sie Ihre Kleidung vor dem Schlafzimmer liegen.
- Schlafen Sie bei geschlossenem Fenster.
- Während der Heuschnupfen-Hochsaison in einem Gebiet mit geringer Pollenbelastung Urlaub machen.